Bandscheibenvorfall Lendenwirbelsäule (LWS)
Der Bandscheibenvorfall (Lendenwirbelsäule) gilt als häufiges Rückenleiden. Erfahren Sie hier näheres über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Rehabilitation.
In der Wirbelsäule sind die Bandscheiben wie ein Stoßdämpfer für die Abfederung und Verteilung von Druck- und Gewichtsbelastungen zuständig. Sie bestehen aus einem wasserreichen und somit elastischen Gallertkern (Bandscheibenkern), der von einer festen, bindegewebigen Hülle, dem Faserring umgeben ist. Mit zunehmendem Alter lässt die Elastizität des Gewebes nach, es können Risse am Faserring entstehen. Es kommt zu einem Bandscheibenvorfall, wenn der Kern verrutscht, auf seine Hülle drückt und diese durchbricht. Die Rückenspezialisten in der ATOS Orthoparc Klinik Köln sind Fachärzte im Bereich der Bandscheibenproblematik.
Am häufigsten tritt der Bandscheibenvorfall, fachsprachlich Diskusprolaps oder Diskushernie, im Areal der Lendenwirbelsäule (LWS) auf. Dieser Teil ist der am stärksten belastete Teil der Wirbelsäule. Lediglich etwa 10 Prozent der Bandscheibenvorfälle entfallen auf die Halswirbelsäule (HWS und Brustwirbelsäule (BWS). Nicht nur die altersbedingte Degeneration ist als Verursacher des Bandscheibenvorfalls zu nennen, das Risiko wird von Übergewicht, Veranlagung und Fehlbelastungen wie dem vorübergebeugten Heben von Lasten und einseitiger Sitz- oder Stehposition erhöht. Entsprechend tritt der Bandscheibenvorfall zwar im Alter häufiger auf, junge Menschen können allerdings ebenso betroffen sein.
Der Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen, sogar die genetische Veranlagung kann gegeben sein. In vielen Fällen ist es ein schleichender Prozess, der durch Risikofaktoren wie Haltungsfehlern bei der Arbeit und in der Freizeit, Übergewicht, schwache Muskulatur am Rücken und einseitig andauerndes Sitzen begünstigt werden kann. Hier kann es durch die Überbelastung im Zusammenspiel mit einem plötzlichen Drehen oder Beugen des Rückens zu feinen Rissen am Faserring kommen, die unbemerkt ein Austreten von Flüssigkeit aus dem Bandscheibenkern verursachen. Die Bandscheibe ist zunächst weniger elastisch und in ihrer Höhe reduziert. Bei dem eigentlichen Vorfall durchbricht der geschädigte Bandscheibenkern den Faserring. Ein Bandscheibenvorfall an der LWS kann gelegentlich während der Schwangerschaft auftreten.
Die typische Schmerzbildung bei einem Bandscheibenvorfall setzt im Bereich der Lendenwirbel ein und kann in der Regel nicht genau zugeordnet werden. Die Rückenschmerzen können in das Gesäß, die Beine und die Füße abstrahlen und klingen nach einer Zeit oftmals wieder ab. Verantwortlich für die Schmerzbildung ist der Bandscheibenkern, der nach einem Riss des Faserrings aus seiner Hülle austritt und auf die Spinalnerven drückt. Jegliche Bewegung führt zu einer massiven Schmerzverstärkung, sogar das Husten und Niesen führt zu explosionsartigen Schmerzempfindungen. Zusätzlich verhärtet sich die Muskulatur, es kommt zu Muskelblockaden. Daher nimmt der Patient häufig eine verkrampfte Körperhaltung ein, mit der er den Rücken schonen möchte. Parallel können durch die Nervenreizung neurologische Auffälligkeiten entstehen, die sich durch verminderte Reflexe, einen unsicheren Gang, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmungen sowie Fehlwahrnehmungen von Kälte- und Wärmereizen in den Beinen zeigen oder Patienten sind nicht mehr in der Lage, auf den Zehenspitzen oder Fersen zu stehen oder zu gehen.
Unsere Kölner Wirbelsäulenspezialisten erstellen zunächst eine klinische Diagnose. Dabei wird der Patient zu seiner Krankengeschichte (Anamnese) befragt und untersucht. Die Untersuchung umfasst zudem die Aufnahme der eventuell vorhandenen neurologischen Beeinträchtigungen. Zur Absicherung der Diagnose kommen in der ATOS Orthoparc Klinik Köln bildgebende Verfahren zum Einsatz. Im Röntgenverfahren lassen sich die Knochenstrukturen sichtbar machen. So kann ausgeschlossen werden, dass eine andere Erkrankung, wie etwas das Wirbelgleiten, für die Beschwerden verantwortlich ist. Der Bandscheibenvorfall lässt sich strahlungsarm mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) darstellen. Mit dem Verfahren können die Bindegewebsstrukturen detailliert darstellt werden. Bei Verdacht auf Schädigungen an den Nervensträngen im Spinalkanal erfolgt eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit im betroffenen Bereich.
Der LWS-Bandscheibenvorfall kann in aller Regel mit konservativen Maßnahmen sehr gut behandelt werden. In der ATOS Orthoparc Klinik Köln steht das gesamte Leistungsspektrum der konservativen Therapie zur Verfügung. Die Maßnahmen reichen von der Bettung in einem Stufenbett über die gezielte Schmerztherapie bis zur Behandlung der schmerzhaft entzündeten Nervenwurzeln im Spinalkanal. Liegt diese Form der Entzündung vor, wird in Kooperation mit unserer Radiologie eine radiologisch gestützte Injektion in oder an die Nervenwurzel gegeben. Laser,- Kryo und Wärmetherapie wirken unmittelbar auf die betroffenen Wirbel ein, Physiotherapie und manuelle Therapieformen (beispielsweise die Lymphdrainage) kommen unterstützend bei der Schmerzbehandlung und der Rehabilitation zum Einsatz. Unsere Patienten profitieren von dem hochmodernen technischen Equipment der ATOS Klinik in Köln. Die durch den Bandscheibenvorfall verursachten Symptome bilden sich zumeist nach 8-12 Wochen zurück.
Ein Indiz über die Notwendigkeit einer operativen Therapie des LWS-Bandscheibenvorfalls liefert der Kennmuskel, der dem betroffenen Segment der Lendenwirbelsäule zugeordnet ist. Lässt er sich nicht mehr in einem bestimmten Verhältnis gegen die Schwerkraft bewegen, liegt die Indikation für eine Operation vor. Es kann sogar in Abhängigkeit zur Dynamik des Muskelkraftverlusts eine Notfallsituation eintreten, die eine zügige Operation notwendig macht. Ebenso wird beim Auftreten von Störungen bei der Kontrolle der Darm- und Blasenentleerung die OP vorgezogen.
Zur erfolgreichen Operation des Bandscheibenvorfalls an der LWS (Lendenwirbelsäule) kommt ein minimalinvasives, arthroskopisches Verfahren zur Anwendung. Dabei werden lediglich die Bindegewebsstrukturen entfernt, die aus der Bandscheibenhülle ausgetreten sind. Damit bleibt im Gegensatz zu älteren Techniken so viel wie möglich von der Bandscheibe und ihrer Funktion als Puffer erhalten. Für den Eingriff liegt der Patient in Bauchlage. Ein kleiner Schnitt in der Haut von drei Zentimetern Länge ist der einzige Zugang, der stabilitätserhaltend und zur Schonung der Wirbelkörper zwischen die Wirbelbögen gelegt wird. Um das ausgetretene Material sicher zu beseitigen, wird es vom Spinalkanal durch Verschieben des Rückenmarksschlauchs getrennt. Direkt im Anschluss an den Eingriff ist der Patient wieder mobil.
Zur Behebung eines Bandscheibenvorfalls ist in etwa 90% der Fälle keine Operation notwendig. Gezielte Rehabilitationsmaßnahmen können eine umfassende Beschwerdefreiheit herstellen. Entsprechend des Schweregrads des Bandscheibenvorfalls erfolgt die Durchführung ambulant, stationär oder teilstationär. Dabei kommen verschiedene Maßnahmen einzeln oder in der Regel kombiniert miteinander zur Anwendung:
- Medikamentöse und injektive Schmerztherapie
- Physiotherapie (Beweglichkeit, Muskelaufbau)
- Entspannungstherapie
- Physikalische Therapie (Elektro-, Wärme- oder Ultraschallanwendungen)
- Ergotherapie
- Ernährungsberatung (vorwiegend zur Gewichtsreduktion)
- Psychologische Schmerztherapie (Ausschaltung des Schmerzgedächtnisses)
- Rückenschule (Fehlhaltungen erkennen und vermeiden lernen)
Eine deutliche Verbesserung stellt sich im Regelfall 3-4 Wochen nach dem Bandscheibenvorfall ein.
Eine Operation kann in Erwägung gezogen werden, wenn sich etwa 6-8 Wochen nach dem Bandscheibenvorfall keine spürbare Verbesserung der Schmerzen und Funktionsstörungen durch die Rehabilitationsmaßnahmen zeigt. Art und Dauer der Rehabilitation richten sich nach der Komplexität des Eingriffs. Nach unserer Erfahrung braucht der Patient nach dem Eingriff zunächst Ruhe und muss die Wirbelsäule entlasten. Die umfängliche Rehabilitation beginnt 3-4 Wochen nach dem Eingriff unter Anleitung der Spezialisten.
Dr. med.
Charilaos Christopoulos
Chefarzt Wirbelsäulenchirurgie