Diagnose Hallux valgus
Behandlung eines Hallux valgus. Erfahren Sie hier Näheres über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Rehabilitation.
Der Hallux valgus („krumme Großzehe“) stellt die häufigste Fußdeformität dar und betrifft vor allem Frauen. Liegen keine Beschwerden vor, ist auch keine Therapie nötig; bei Beschwerden können eine Vielzahl an unterschiedlichen Therapieformen zum Einsatz kommen. Die Fußspezialisten der ATOS Starmed Klinik München sind auf die Behandlung des Hallux valgus spezialisiert.
Beim gesunden Fuß steht die Großzehe gerade und somit nahezu parallel zur Fußachse. Dadurch kann die Kraft bei der Fortbewegung optimal übertragen werden, der Gang wird somit harmonisch. Diese Geradstellung der Großzehe ist evolutionär gesehen relativ neu und vermutlich „nur“ drei bis vier Millionen Jahre alt. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Großzehe diesbezüglich auch noch verletzlich gegenüber Umwelteinflüssen, wie z. B. modernem Schuhwerk, ist. Es scheint hierbei nicht unbedingt der Schuh mit hohem Absatz für die Fehlstellung verantwortlich zu sein, sondern eine Vielzahl an Faktoren kommen in Betracht, wobei das moderne Schuhwerk allgemein eine Rolle zu spielen scheint. Beim Hallux valgus kommt es im wesentlichen zu zwei Fehlstellungen: Zum einen weicht die Großzehe nach außen, in Richtung Kleinzehen ab; zum anderen weicht meist auch der erste Mittelfußknochen in die andere Richtung, nämlich nach innen ab (Metatarsus primus varus). Die chronische Fehlstellung des Großzehengrundgelenks führt neben den Problemen im Schuh auf längere Sicht zum Verschleiß des Gelenkknorpels und in der Folge zu Arthrose. Es ist somit ratsam, den Fußspezialisten bei Symptomen frühzeitig aufzusuchen, um Folgen der Erkrankung frühzeitig zu erkennen.
Der Hallux valgus bereitet häufig keine oder nur geringe Schmerzen. In diesem Fall ist er dann auch nur ein Beobachtungsbefund. Die Erfahrung zeigt, dass nicht immer die Größe der Fehlstellung mit Symptomen in Zusammenhang zu bringen ist. Nichtsdestotrotz zeigt die Erfahrung aber auch, dass bei Beschwerden (z. B. Schmerzen über den Ballen, Kleinzehenfehlstellungen aufgrund des Zehenkonfliktes) frühzeitig eine weitere Abklärung erfolgen sollte.
Die Diagnose kann meist problemlos durch das klinische Bild gestellt werden. Es empfiehlt sich, bei Beschwerden auch immer ein Röntgenbild anzufertigen, da hierdurch die Deformität gut analysiert werden kann. Nicht selten wird der Hallux valgus durch eine Fehlstellung am Rückfuß begleitet und möglicherweise auch ausgelöst, weshalb die Betrachtung und Interpretation des klinischen Bildes und der Röntgenaufnahmen von erfahrenen Fußspezialisten erfolgen sollte.
Grundsätzlich ist festzuhalten: Der Hallux valgus kann durch die konservative Therapie nicht geheilt werden! Sehr wohl gelingt es aber, durch spezielle Einlagen, Zehenspreizer und auch Physiotherapie (z. B. Spiraldynamik) Beschwerden oft deutlich zu bessern.
Die operative Therapie des Hallux valgus ist komplex und sollte nur von einem Fußspezialisten durchgeführt werden. Zahlreiche Operationstechniken wurden über die Jahre publiziert, wobei sich die unterschiedlichen Methoden teilweise sehr ähneln. Grundsätzlich kann die Operation offen oder minimal-invasiv erfolgen und sie besteht in den allermeisten Fällen aus einer Kombination aus Knochendurchtrennung (Osteotomie) und Weichteileingriff. Ziel ist es, am Ende eine möglichst normale Stellung der Großzehe bei freier Beweglichkeit des Gelenkes zu erreichen. An der ATOS Starmed Klinik München wird die geeignete Operationstechnik nach gründlicher Untersuchung festgelegt. Zu den gängigsten Methoden zählen:
Chevron-Umstellungsoperation
Milde bis mittlere Fehlstellungen können dadurch behoben werden. Dabei wird der erste Mittelfußknochen v-förmig durchtrennt und in seiner ursprünglichen Position fixiert. Im Anschluss erfolgt die Mobilisation unter Vollbelastung im Verbandsschuh. Unterarmgehstützen sind meist nur wenige Tage erforderlich.
Lapidus-Arthrodese
Schwere Fehlstellungen werden durch eine Stabilisierung des ersten Fußwurzelgelenkes wirkungsvoll behoben. Hierbei wird meist eine kleine Platte eingesetzt, um eine sichere Heilung des Knochens zu erzielen.
Minimal-invasive Hallux-Korrektur
Hierbei wird durch vier bis fünf kleine Hautinzisionen die Hallux-Fehlstellung begradigt. Durch spezielle Fräsen kann der Knochen schonend durchtrennt werden und es müssen die Weichteile nicht mehr vom Knochen abgeschoben werden. Wesentlicher Vorteil sind die deutlich geringeren Schmerzen nach der Operation und das sehr geringe Risiko für Wundheilungsstörungen.
Die Operation wird meist stationär durchgeführt und beinhaltet einen Klinikaufenthalt von zwei Tagen. Die Fäden werden im Rahmen der ambulanten Nachbehandlung nach zwei Wochen entfernt. Je nach Operationsmethode ist eine Vollbelastung oder eine Teilbelastung nach der Operation erlaubt. Unabhängig von der gewählten Operationstechnik sind belastende sportliche Tätigkeiten (z. B. Joggen) meist erst nach drei Monaten wieder möglich.
Prof. Dr. med.
Norbert Harrasser
ECOM – Praxis für Fußchirurgie und Sprunggelenk-Endoprothetik