Diagnose Hallux rigidus
Behandlung eines Hallux rigidus. Erfahren Sie hier näheres über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Rehabilitation.
Im Bereich der Großzehe können zwei Gelenke unterschieden werden: Das Grundgelenk und das Endgelenk. Die Arthrose des Großzehengrundgelenks wird medizinisch als Hallux rigidus bezeichnet. Dieser abnutzungsbedingte Verschleiß verursacht zunächst eine Einschränkung der Beweglichkeit und im Verlauf starke Schmerzen vor allem beim Gehen. In der ATOS Starmed Klinik München kommen neue Operationstechniken zur Anwendung, die den weiteren Gelenkverschleiß verzögern. So wird die Notwendigkeit einer Versteifungsoperation vermieden bzw. hinausgezögert.
Der medizinische Begriff „Hallux rigidus“ kann frei als „steife Großzehe“ übersetzt werden. Diese Krankheit beschreibt den Verschleiß (Arthrose) im Großzehengrundgelenk, wobei in der Regel der obere Gelenkanteil speziell am Mittelfußköpfchen zuerst betroffen ist. Als Ursache kommen häufig Unfälle, Überlastungen (z.B. durch „falsches“ Schuhwerk) und auch Fehlstellungen (z.B. bei Hallux valgus) infrage. Eine Gicht kann auch zu einem Verschleiß des Gelenkes beitragen. Erste Symptome zeigen sich durch eine schmerzhafte Schwellung des Gelenks mit zunehmender Einschränkung der Abrollbewegung. Schreitet der Verschleiß fort, versucht sich der Körper durch knöcherne Anbauten (Osteophyten) zu schützen, dies ist von außen durch eine hervorstehende Knochenkante seitlich und oben an der Großzehe zu beobachten und auch zu spüren. Dies bedingt dann neben den Schwierigkeiten beim Abrollen auch einen Schuhkonflikt mit eventuell dauerhafter Rötung über dem Knochen.
Die Entzündung im Großzehengrundgelenk irritiert die Haut und Weichteile um das Gelenk, dies führt dann zu einer äußerlich sichtbaren Rötung und auch Druckempfindlichkeit. Das Tragen von Schuhen mit weicher Sohle wird dadurch immer schwieriger. Häufig besteht neben der schmerzhaften Streckung der Großzehe auch eine zunehmend schmerzhafte Beugung, obwohl der Knorpel an der Unterseite des Gelenkes noch lange vorhanden ist. Durch diese Symptomatik kann es bereits zu einem veränderten Gangbild kommen und auch benachbarte Gelenke können überlastet werden. Schließlich wird beim Fortschreiten der Arthrose ein Dauerschmerz vorhanden sein.
In der Regel wird die Diagnose mit einem Röntgenbild gesichert. Hierbei zeigt sich der Knorpelverschleiß indirekt (Knorpel kann im Röntgen nicht dargestellt werden) durch eine Verschmälerung des Gelenkspalts. Zusätzlich kommen Knochenanbauten, Zysten und Fehlstellungen der Gelenkanteile vor.
Häufig können im Anfangsstadium der Erkrankung durch spezielle Einlagen (sog. Rigidusfeder) oder eine Schuhzurichtung mit Sohlenversteifung und rückversetzter Ballenrolle gute Erfolge erzielt werden. Die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten (z.B. Ibuprofen) sollte nur kurzfristig wegen den bekannten Nebenwirkungen im Bereich des Magens und der Nieren eingenommen werden. Injektionen in das Großzehengrundgelenk mit Kortison können die Entzündung für eine gewisse Zeit so reduzieren, dass keinerlei Beschwerden mehr vorhanden sind. Kortison hat aber im Verlauf erhebliche Nachteile, da es rein symptomatisch wirkt und die Beschwerden nur kurzfristig reduzieren kann. Injektionen mit Hyaluronsäure oder Eigenblut (z.B. ACP) versuchen den Knorpel zu regenerieren und haben speziell im Anfangsstadium eine sehr gute Wirkung. Physiotherapie kann durch die Behandlung der Weichteile um das Gelenk die Beschwerden erheblich verbessern, zudem können benachbarte Gelenke am Fuß, welche durch den Hallux rigidus eine gewisse Fehlfunktion und auch Beschwerden erleben können, gut behandelt werden.
Ist die konservative Therapie ausgereizt und es bestehen trotzdem erhebliche Beschwerden, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden. Hierdurch gelingt es in einer Vielzahl der Patienten die Beschwerden deutlich zu verbessern, sodass viele Aktivitäten wieder möglich werden. In Abhängigkeit der Symptomatik, klinischen und bildgebenden Befunde werden die Fußspezialisten der ATOS Starmed Klinik verschiedene Operationstechniken vorschlagen:
Dorsale Keilresektion (Cheilektomie)
Da bei vielen Patienten die Beschwerden durch den Knorpelschaden an der Oberseite des Gelenkes wesentlich verursacht werden, kann durch eine Entfernung dieser Gelenkanteile die Symptomatik deutlich gebessert werden. Gleichzeitig kann durch eine sog. Mikrofrakturierung der geschwächte Gelenkknorpel stimuliert werden. Diese Operation macht jedoch meist nur dann Sinn, wenn die Beweglichkeit noch verhältnismäßig gut ist. Unmittelbar nach der Operation darf im Verbandsschuh voll belastet werden.
Periartikuläre Osteotomien
Die grundlegende Idee der periartikulären Osteotomien ist die exakte Ausrichtung und die Druckentlastung des Großzehengrundgelenks. Zum einen wird der erste Mittelfußknochen leicht gekürzt, zum anderen die Großzehe leicht angehoben. Zudem wird eine sparsame Cheilektomie durchgeführt. Somit bleibt das Gelenk erhalten und der noch vorhandenen Knorpel wird günstiger belastet. Unmittelbar nach der Operation darf im Verbandsschuh voll belastet werden.
Resektions-Interpositionsarthroplastik (RIAP)
Als biologisches Verfahren hat sich die RIAP die letzten Jahre sehr entwickelt. Hierbei wird biologisches Gewebe (z.B. Fettgewebe, Kapselanteile) in das Gelenk eingeschlagen und erfährt dort einen gewissen Umbau zu Ersatzknorpelgewebe. Auch hier sind bei der geeigneten Wahl des Patienten sehr gute Ergebnisse zu erwarten.
Stabilisierung (Arthrodese)
Ist das Gelenk nach jahrelanger Abnutzung sehr schmerzhaft und nur mehr sehr schlecht beweglich bzw. haben andere gelenkerhaltende Eingriffe nicht den gewünschten Erfolg gebracht so kann mit der Versteifung des Gelenkes meist ein sehr guter Erfolg erzielt werden. Die Versteifung ist für viele Patienten eine Operation die man sich nur sehr schwer vorstellen kann, denn schließlich wird ein gut bewegliches und wichtiges Gelenk unbeweglich gemacht. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dieses Verfahren mit der höchsten Patientenzufriedenheit einhergeht und jedes andere Verfahren immer mit einer gewissen Unsicherheit hinsichtlich Erfolgsaussichten einhergeht. Nichtsdestotrotz ist diese endgültige Operation sorgfältig gegenüber anderen Verfahren abzuwägen, da durch die Mehrbelastung benachbarter Gelenke über die die Jahre auch hier ein Verschleiß entstehen kann.
Künstliches Gelenk (Endoprothese) bzw. CARTIVA™
Die Endoprothese am Großzehengrundgelenk hat bis zum heutigen Tage einen sehr schlechten Ruf, da die Ergebnisse für die Patienten meist nicht gut sind. Als wertvolle Alternative hat das CARTIVA™ die letzten Jahre für Aufsehen gesorgt. Hierbei wird in das verschlissene Großzehegrundgelenk eine Art Puffer implantiert und dadurch ein Gelenkspalt wiederhergestellt. Die Ergebnisse sind bei sorgfältiger Auswahl der geeigneten Patienten sehr gut.
Im Grunde darf bei allen Verfahren die Ferse und der Fußaußenrand voll belastet werden. Gehstützen sind nur die ersten Wochen zur Sicherheit nötig. Ein Verbandsschuh sollte jedoch meist für ca. 6 Wochen genutzt werden.
Prof. Dr. med.
Norbert Harrasser
ECOM – Praxis für Fußchirurgie und Sprunggelenk-Endoprothetik