09.09.2022

Pressebereich

Interview mit dem COO der ATOS Gruppe Dr. Lars Timm anlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe am 10. September 2022

Dr. Lars Timm ATOS News

Interview mit dem COO der ATOS Gruppe Dr. Lars Timm anlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe am 10. September 2022

Der zweite Samstag im September steht seit 2000 ganz im Zeichen des Internationalen Tages der Ersten Hilfe, initiiert von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften.  Es ist ein Aktionstag rund um die lebensrettenden und gesundheitserhaltenden Sofortmaßnahmen. Jeder weiß, wie schnell etwas passieren kann und wie wichtig es für jeden von uns ist, Erste Hilfe zu leisten und regelmäßig sein Wissen aufzufrischen.

Herr Dr. Timm, Sie sind COO der führenden orthopädischen ATOS Klinikgruppe mit derzeit deutschlandweit elf Kliniken und 20 ambulanten Standorten. Was bewegt Sie, trotz Ihrer sehr verantwortungsvollen und zeitintensiven Arbeit als Geschäftsführer noch für den Rettungsdienst in Schleswig-Holstein Nachtschichten zu fahren?

Ich gehe dieser Tätigkeit seit nunmehr 25 Jahren nach und konnte mich davon noch nicht loseisen. Mir gefällt die Teamarbeit, das schnelle Entscheiden mit manchmal wenigen Informationen, das gegenseitige Feedback zur gemeinsamen Verbesserung als Rettungsteam und vor allem der Umgang mit Menschen.  

Wie sieht eine typische Schicht aus und zu welchen Einsätzen werden Sie gerufen?

Die Schichten laufen bei uns im 12-Stunden-Rhythmus. Früher fand ich Nachtdienste durchaus interessanter; im zunehmenden Alter gefallen mir die Tagesdienste besser. Zu Beginn findet ein C19-Check statt und natürlich auch der Check des Fahrzeuges sowie bevorstehender Besonderheiten (z.B. Straßensperrungen, Kliniksperrungen etc.). Auf unseren Rettungswagen werden wir zu allen Notfalleinsätzen gerufen, die auf der Notrufnummer 112 auflaufen. In einer Schicht gehen wir von ca. fünf Notfalleinsätzen aus. Teilweise wird gleich die Notärztin oder der Notarzt hinzugerufen. Ich selbst arbeite am liebsten auf Außenwachen, wo es dauert bis das Notarzteinsatzfahrzeug kommt. Meine Kollegen und ich können dann ganz in Ruhe die wichtigsten Maßnahmen einleiten und bei einer Medikamentengabe eine Videoabstimmung mit dem Notarzt herbeiführen. Ein Rettungsteam freut sich dann immer, wenn die Notärztin oder der Notarzt mit den Worten die Einsatzstelle aufsucht: „Alles fertig, muss ich ja gar nichts machen. Dann können wir jetzt eine geeignete Klinik anfahren!“

Man erlebt als Notfallsanitäter oft sehr heftige und tragische Situationen. Wie gehen Sie damit um?

Die heftigen und tragischen Situationen gehören zu dem Berufsbild dazu und fordert uns als Team natürlich immer heraus. Im Laufe der Jahre entwickelt man aber eine Distanz und Professionalität im Umgang mit unschönen Bildern und Erlebnissen. Des Weiteren hat sich in den vergangenen Jahren die Einsatznachsorge bei belastenden Einsätzen deutlich verbessert. Das war zu Beginn meiner Zeit als Zivildienstleistender überhaupt nicht an der Tagesordnung.  

Welche Erlebnisse sind Ihnen noch in Erinnerung, vielleicht gab es auch schöne Begegnungen? 

Es überwiegen die schönen Erinnerungen wie die eine oder andere Geburt, die erfolgreiche Reanimation oder der schwere Verkehrsunfall, wenn man die Patienten im Stadtbild wiedersieht bzw. diese vereinzelt auch Dankesbriefe schreiben. Die wirklichen schlimmen Erlebnisse vergisst keine Kollegin oder Kollege im Rettungsdienst; sie kommen auch nur gelegentlich wieder in den Kopf, wenn man beispielsweise an bestimmten Einsatzstellen vorbeifährt oder vergleichbare Einsätze erlebt. Dass man immer Gefahr läuft, schlimme Bilder sehen, ertragen und verarbeiten zu müssen, gehört zu der Entscheidung im Rettungsdienst tätig zu sein aber dazu. Schafft man es nicht, muss man den Job beenden. 

Welche Hinweise geben Sie uns in Bezug auf die Erste Hilfe mit?

Frischen Sie regelmäßig Ihr Wissen auf, damit Sie keine Sorge haben müssen, wie Sie zu reagieren haben, wenn ein Notfall passiert. Es kann jederzeit etwas passieren, mit ihren Angehörigen, im Straßenverkehr, auf Reisen etc.

In jeder Stadt werden Erste-Hilfe-Kurse vom Deutschen Roten Kreuz, ASB, Malteser und privaten Organisationen angeboten. Auch viele Unternehmen bieten Auffrischungskurse an.

Unter Erster Hilfe versteht man von jedermann durchzuführende Maßnahmen, um menschliches Leben zu retten, bedrohende Gefahren oder Gesundheitsstörungen bis zum Eintreffen professioneller Hilfe (Arzt oder Rettungsdienst) abzuwenden oder zu mildern. Dazu gehört insbesondere das Absetzen eines Notrufs, die Absicherung der Unfallstelle und die Betreuung der Verletzten.

In Deutschland ist jeder gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, sofern ihm unter anderem die Hilfeleistung den Umständen nach zuzumuten ist, er durch die Hilfeleistung nicht andere wichtige Pflichten verletzt und sich der Helfer durch die Hilfeleistung nicht selbst in Gefahr bringen muss. Wer nicht hilft, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung, die mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann, schuldig. Der Gesetzgeber schützt den Ersthelfer: Auch wenn durch Sofortmaßnahmen wie eine Herz-Druck-Massage gesundheitliche Beeinträchtigung entstehen, drohen Ersthelfern keine rechtlichen Konsequenzen.  




Wir danken Dr. Timm für das Interview und wünschen ihm ruhige Einsätze.

Kontakt:

ATOS Gruppe GmbH & Co. KG
Leitung Marketing und Kommunikation Anett Heining
Effnerstraße 38, 81925 München
www.atos-kliniken.com