17.07.2021
Patientennews/Veranstaltungen
„Nach drei Stunden auf das neue Knie“
In der ATOS Klinik in Braunfels werden Patienten auf Knie-Eingriffe vorbereitet und sehr schonend operiert. Das sorgt für weniger Schmerzen und eine rasche Rehabilitation nach der Operation. Drei Stunden nach dem Eingriff finden die ersten Gehversuche statt.
Viele Menschen kennen das Gefühl: Am Anfang zwickt es manchmal im Knie, später kommt der typische „Anlaufschmerz“ beim Starten einer Bewegung hinzu, etwa beim Aufstehen oder Loslaufen. Irgendwann reduziert sich die Gehstrecke, Schwellungen treten auf, Bewegungen lassen sich nur mehr eingeschränkt ausführen – bis man am Ende auch in der Ruheposition Schmerzen im Gelenk verspürt. Relevant ist die Lebensqualität jedes Einzelnen.
Doch wann gehe ich zum Spezialisten? Brauche ich ein neues Gelenk oder kann ich noch was anderes für meinen Körper tun? Arthrose ist ein Begriff, den auch viele Nichtmedizinern kennen. Der Gelenkverschleiß am Knie kann sich auf verschiedene Art und Weise zeigen. Die Symptome können in einem schleichenden Verlauf über Jahre auftreten.
Therapeutisch gibt es eine sehr große Bandbreite. Schon früh sollte jeder über Prävention nachdenken. Was kann ich tun, dass ich weniger wahrscheinlich eine Arthrose bekomme, beziehungsweise wie kann ich das Fortschreiten einer Arthrose verlangsamen? Gewichtsreduktion und muskuläre Kräftigung sind zwei der wesentlichsten Faktoren, die ein Mensch sehr gut selbst beeinflussen kann. Weitere konservative Therapiemöglichkeiten sind Einlagen oder Bandagen, Akkupunktur, Injektionen in das Gelenk mit z.B. Hyaluronsäure, Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, Physiotherapie und medizinische Trainingstherapie.
Sollte sich nun trotz dieser Maßnahmen keine Besserung einstellen und die Lebensqualität deutlich eingeschränkt sein, kann ein künstliches Gelenk in Erwägung gezogen werden. Nach ausführlicher Diagnostik wird entschieden, ob für den Patienten eine Teil oder eine Vollprothese in Frage kommt. Sind mehrere Anteile geschädigt, wird eine Vollprothese empfohlen. Das bedeutet, dass sowohl im Oberschenkelbereich als auch im Schienbeinbereich die geschädigten Gelenkteile sparsam entfernt werden und durch neue metallische Oberflächen ersetzt werden. Für ein harmonisches Gleiten der beiden Metallanteile wird ein abriebfestes Zwischenstück eingesetzt. Die drei Departmentleiter der ATOS Orthopädischen Klinik Braunfels, Dr. Lucas Berger, Thomas Diehl und Dr. Josef Dürager setzen beim Austausch eines Knie-Gelenks auf das Fast-Track-Konzept. Ziel ist es, dass sich der Patient nach der Operation so rasch wie möglich erholt. Dafür braucht es Prehabilitation. Das heißt, die Patienten sollen bestmöglich auf den Eingriff vorbereitet werden. Dazu zählt die mentale Vorbereitung, es gibt ausführliche Informationen über den genauen Ablauf des Klinikaufenthaltes und die Operation. Der zweite Aspekt ist die körperliche Vorbereitung. Optimaler Weise beherrscht der Patient das Gehen mit Gehstöcken vor dem Eingriff. Muskelkräftigende Übungen und Koordinationstraining zählen ebenfalls dazu.
Bereits vor der Operation gibt es außerdem eine vorausschauende Schmerztherapie, um das Schmerzgedächtnis positiv zu beeinflussen. Auch während der OP wird auf schonende Techniken ohne die Verwendung einer schmerzhaften Blutsperrmanschette gesetzt, außerdem wird auf jegliche Form von Schläuchen verzichtet. Eine Blutkonserve wird nur in absoluten Ausnahmen gegeben. Ein durchsichtiges Wabenpflaster schützt und versiegelt die Wunde bis zur Entlassung.
Diese Maßnahmen führen dazu, dass der Patient bereits drei Stunden nach dem Eingriff wieder aufstehen kann und die ersten Schritte macht. Ein Gang auf dem Flur ist keine Seltenheit. Die Angst vor dem Kunstgelenk und vor starken Schmerzen wird so reduziert. Das ist wichtig: Die ersten Stunden sind entscheidend für das Vertrauen der Patienten in das neue Gelenk. Nach wenigen Tagen ist bereits eine Entlassung nach Hause oder in die Rehabilitationsklinik möglich.
Text: Dr. Anna-Maria Fritzsche
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