Diagnose Rotatorenmanschettenruptur
Behandlung einer Rotatorenmanschettenruptur. Erfahren Sie hier näheres über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Rehabilitation.
Die Rotatorenmanschette ist der Schlüssel zu einem gesunden Schultergelenk. Sie besteht aus Sehnen, die allerdings einem erheblichen Verschleiß und somit einer Degeneration ausgesetzt sind. Ein Riss, auch Ruptur genannt, kann eine sehr schmerzhafte Verletzung sein.
Das Schultergelenk besteht aus drei Knochen: dem Schulterblatt (Skapula), dem Oberarm (Humerus) und dem Schlüsselbein (Klavikula). Ein Muskelmantel mit der Bezeichnung „Rotatorenmanschette“ verbindet den Oberarm mit dem Schulterblatt. Die Rotatorenmanschette besteht aus den Sehnen der vier Muskeln: Muskulus supraspinatus, Muskulus infraspinatus, Muskulus teres minor und Muskulus subscapularis. Sie hilft, den Arm zu heben und zu drehen. Beim Anheben des Arms zieht die Rotatorenmanschette den Oberarmkopf eng an die Schultergelenkspfanne (Glenoid).
Den oberen Abschnitt des Schulterblattes bildet das Schulterdach. Es wird Acromion genannt. Ein Schleimbeutel (Bursa) liegt zwischen der Rotatorenmanschette und dem Acromion. Ein Schleimbeutel ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Sack, der die Reibung zwischen zwei beweglichen Teilen reduziert. Die Bursa schützt demnach die Rotatorenmanschette davor, gegen das Schulterdach zu reiben.
Eine in Teilen normal vorhandene verminderte Durchblutung der Rotatorenmanschette macht sie anfällig für degenerative Prozesse. Neben sportlichen und beruflichen Tätigkeiten können auch Alltagsaktivitäten die Sehnen ermüden und verschleißen. Meist sind über 50-jährige Personen betroffen, die bereits einige Zeit Probleme mit ihrer Schulter haben. Übermäßige Kraftanstrengungen können die vorgeschädigte Manschette zum Zerreißen bringen
Nach der Verletzung, ausgelöst zum Beispiel durch einen Sturz oder eine abrupte Bewegung mit Krafteinwirkung, kann der Arm nicht mehr angehoben werden. Manchmal ist die Ruptur schmerzhaft, manchmal auch nicht. Es entsteht ein Schwächegefühl in der betroffenen Schulter, abhängig vom Ausmaß der Ruptur. Bei einem kompletten Riss kann der Arm nicht ohne Hilfe bewegt und angehoben werden. Das Schlafen auf der Schulter verursacht Schmerzen.
Es erfolgt eine Anamnese sowie eine genaue körperliche Untersuchung. Auch ein Röntgenbild wird angefertigt, um zu beurteilen, ob knöcherne Strukturen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Auch Kalkdepots in den Sehnen können so dargestellt werden.
Eine Ultraschalluntersuchung zeigt die Rotatorenmanschette und eventuelle Rissbildungen deutlich. Um auch die Gelenklippe (Labrum) abbilden zu können, wird meist noch eine Kernspintomografie (MRT) angeordnet.
Teilrisse lassen sich oftmals auch gut konservativ behandeln. Oberstes Ziel ist eine Schmerzlinderung. Die Schulter sollte daher geschont und entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden. Auch eine Kortisontherapie kann hilfreich sein. Eine weitere effektive Maßnahme ist gezielte Physiotherapie, um das Gelenk zu mobilisieren und zu dehnen, damit Kraft und Beweglichkeit wiedererlangt werden können.
Eine komplette Rotatorenmanschetten-Ruptur wird immer mit einem Defekt ausheilen und sollte daher operiert werden, wenn die Schulter wieder ihre optimale Beweglichkeit erhalten soll. Es gibt einige Hinweise darauf, dass für bessere Ergebnisse die Rotatorenmanschettenruptur innerhalb der ersten drei Monate repariert werden sollte.
Acromioplastik
Für kleinere nicht durchgehende Risse auf der Unterseite der Rotatorenmanschette kann der Eingriff eine Acromioplastik umfassen. Dabei wird etwas Knochen von der Unterseite des Acromions arthroskopisch abgetragen, um den Druck von der Rotatorenmanschette zu nehmen. Dieses Verfahren ist einfacher, als den Sehnenriss zu nähen. Die Ergebnisse sind im Allgemeinen sehr gut. Befindet sich der Riss hingegen auf der Oberseite der Sehne, wird voraussichtlich eine Nahtversorgung erforderlich.
Arthroskopische Sehnennaht
Mit entsprechender operativer Erfahrung lassen sich hervorragende Ergebnisse mit einer arthroskopischen Naht der Rotatorenmanschette erzielen. Zunächst wird alles degenerierte Gewebe der Rotatorenmanschette entfernt. Dann wird die Ansatzfläche der Sehne auf dem Oberarmkopf vorbereitet. Hierzu wird der Knochen frei präpariert und angefrischt. Danach werden Bohrlöcher gesetzt, durch die Fäden gezogen werden. Alternativ können auch sogenannte Fadenanker in den Knochen eingebracht werden. Dann wird die Sehne refixiert und heilt mit der Zeit wieder am Knochen fest.
Sehnennaht in der Mini-Open Technik
Manche Ärztinnen und Ärzte bevorzugen auch die sogenannte Mini-Open Technik, das heißt ein offenes Vorgehen. Hierbei wird die Sehne unter direkter Sicht gesäubert und mit Nähten am Oberarmkopf refixiert. Meist lässt sich der Mini-Open Eingriff schneller als eine arthroskopische Sehnennaht durchführen. Der Vergleich beider Methoden zeigt jeweils dieselbe Quote sehr guter Ergebnisse nach beiden Techniken.
Die Rehabilitation nach einem operativen Eingriff an der Schulter kann ein langwieriger Prozess sein. Die Betroffenen benötigen voraussichtlich für zwei bis drei Monate krankengymnastische Übungsbehandlungen. Bis zur vollständigen Wiederherstellung können bis zu sechs Monate vergehen.
Nach dem Eingriff wird die Schulter in aller Regel mit einer Schlinge oder einem Lagerungskissen ruhiggestellt, um die Sehnennaht zu schützen. Eispackungen und Elektrotherapie helfen in den ersten Tagen gegen Schmerzen und Schwellung.
Die Rehabilitation kann nach einer einfachen Arthroskopie recht zügig voran gehen. Die Behandlung beginnt mit Bewegungsübungen und geht dann zu aktiven Dehnungs- und Kräftigungsübungen über.
Nach einem offenen Eingriff mit Muskel- und Sehnennähten beginnt die Therapie langsamer. Erst nach etwa zwei Wochen wird mit passiven Bewegungsübungen begonnen.
Aktive Übungselemente beginnen dann etwa vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff. Isometrische Übungen lassen die Muskulatur arbeiten, ohne die Nähte zu belasten. Nach rund sechs Wochen konzentrieren sich die Übungen auf eine Kräftigung der Rotatorenmanschette und der Schultergürtelmuskulatur. Die Behandelnden helfen die Muskeln wieder aufzubauen, die den Oberarmkopf in der Pfanne zentrieren. Hierdurch kann der Oberarm wieder glatt unter das Acromion gleiten, ohne zu viel Reibung an der Rotatorenmanschette zu verursachen.
Dr. med.
Andreas Kiekenbeck
Chefarzt/ Ärztlicher Direktor der ATOS Klinik Wiesbaden
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie