Sport tut gut – für Körper, Geist und Beweglichkeit. Doch jede Aktivität bringt auch ein gewisses Verletzungsrisiko mit sich. Unsere Hände sind dabei besonders anfällig: Sie stützen, fangen, halten und führen. Und genau diese Funktionen können bei einem Sturz, einem Zusammenstoß oder einer Überlastung plötzlich schmerzhaft eingeschränkt sein. Von der scheinbar harmlosen Zerrung bis zum Knochenbruch: In diesem Beitrag beleuchten wir die häufigsten Sportverletzungen der Hand – und zeigen, wie man sie erkennt, behandelt und in Zukunft möglichst vermeidet.
Der Skidaumen – eine kleine Verletzung mit großer Wirkung
Eine der bekanntesten Sportverletzungen der Hand ist der sogenannte Skidaumen. Der Begriff stammt aus dem Wintersport, ist aber auch bei Reitunfällen oder Ballsportarten relevant.
Was passiert dabei?
Beim Sturz bleibt der Skistock – oder ein anderer Gegenstand – zwischen Daumen und Handfläche hängen. Der Daumen wird ruckartig nach außen abgespreizt. Dabei kann das ulnare Seitenband des Daumengrundgelenks reißen oder überdehnt werden. Dieses Band ist entscheidend für die Greiffunktion des Daumens – eine Verletzung macht ihn instabil und kraftlos.
Typische Symptome:
Betroffene spüren unmittelbar nach dem Unfall einen stechenden Schmerz an der Daumenbasis. Das Gelenk schwillt an, blutet ein und zeigt häufig einen blauen Fleck. Die Greifkraft ist reduziert, und es fällt schwer, eine Flasche zu öffnen oder einen Schlüssel umzudrehen.
Wie wird behandelt?
Bei einem Teilriss oder einer Überdehnung reicht oft eine Ruhigstellung in einer Daumenschiene für zwei bis vier Wochen. Bei einem vollständigen Riss jedoch ist eine operative Rekonstruktion nötig. Dabei wird das Band entweder genäht oder mit einer kleinen Schraube wieder am Knochen fixiert. Nach der OP folgt eine gezielte Physiotherapie, um Beweglichkeit und Kraft zurückzuerlangen.
Die Boxerfraktur – nicht nur was für Kämpfer
Die Boxerfraktur betrifft den fünften Mittelhandknochen – also den Knochen des kleinen Fingers. Sie entsteht klassischerweise durch einen Schlag mit der Faust gegen eine harte Oberfläche – etwa eine Wand oder das Lenkrad im Auto. Auch beim Handball, Basketball oder beim Sturz mit geschlossener Faust kann es zu dieser Fraktur kommen.
Was passiert genau?
Der Mittelhandknochen bricht meist kurz hinter dem Köpfchen – dort, wo er in das Grundgelenk übergeht. Durch die Zugkräfte der umgebenden Muskeln wird der Knochen oft leicht nach innen gekippt – die sogenannte Bajonettstellung entsteht.
Symptome und Diagnostik:
Die betroffene Hand ist schmerzhaft geschwollen, oft mit einem Bluterguss. Beim Schließen der Faust steht der kleine Finger schief ab. Eine Röntgenaufnahme bestätigt die Diagnose und zeigt die genaue Bruchform.
Therapie:
Unverschobene oder gering verschobene Brüche können konservativ mit einer Schiene behandelt werden. Stark verschobene oder instabile Frakturen müssen operativ gerichtet und fixiert werden – etwa mit Drähten oder kleinen Platten. Die Heilungsdauer liegt meist bei vier bis sechs Wochen. Danach hilft Ergotherapie, die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Speichenbruch – wenn das Handgelenk knirscht
Der distale Speichenbruch (distale Radiusfraktur) ist eine der häufigsten Frakturen überhaupt – vorwiegend bei Stürzen auf die ausgestreckte Hand. Häufig betroffen: Skifahrer, Inlineskater oder Mountainbiker.
Was passiert dabei?
Die Speiche – einer der beiden Unterarmknochen – bricht direkt oberhalb des Handgelenks. Je nach Schwere der Krafteinwirkung und Knochensubstanz kann der Bruch einfach oder mehrfach, stabil oder instabil ausfallen.
Welche Symptome sind typisch?
Oft ist eine Fehlstellung der Hand zu sehen – die sogenannte „Gabelstellung“. Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen sind unmittelbar spürbar. In schweren Fällen kann auch das Gefühl in den Fingern beeinträchtigt sein – ein Hinweis auf Nervenbeteiligung.
Wie wird behandelt?
Je nach Bruchform reicht eine konservative Therapie mit Gips für 4–6 Wochen. Instabile oder verschobene Brüche müssen chirurgisch versorgt werden – meist mit einer winkelstabilen Titanplatte, die den Knochen von innen schient. Schon kurz nach der OP wird mit vorsichtiger Bewegungstherapie begonnen, um Versteifungen zu vermeiden.
Bänder und Kapseln – kleine Strukturen, große Funktion
Nicht jeder Sportunfall führt gleich zum Bruch – oft sind es die feinen Bänder und Kapseln, die Schaden nehmen. Diese Strukturen sorgen für Stabilität der Gelenke. Besonders die Finger sind häufig betroffen, etwa bei einem Ball, der ungünstig auf die ausgestreckte Hand trifft.
Was passiert bei einer Bandverletzung?
Durch Umknicken, Verdrehen oder Überdehnen reißen einzelne Fasern oder ganze Bandstrukturen. Die Folge: Schwellung, Bluterguss und ein instabiles Gefühl beim Bewegen. Manchmal „schnappt“ ein Finger beim Beugen oder bleibt kurz hängen.
Therapieansätze:
Leichtere Verletzungen können mit Tape, Schiene und gezielter Bewegungstherapie behandelt werden. Wichtig ist eine differenzierte Diagnose – denn unbehandelte Bandverletzungen können zu chronischer Instabilität führen. Bei vollständigem Riss und anhaltender Instabilität ist ein operativer Bandersatz möglich.
Soforthilfe bei Handverletzungen im Sport
Erste Maßnahmen können entscheidend sein:
- Kühlen: Sofort nach der Verletzung – in kurzen Intervallen (10–15 Minuten).
- Hochlagern: Die Hand über Herzniveau entlastet und reduziert Schwellung.
- Schonung: Keine weitere Belastung – Sport sofort unterbrechen.
- Stabilisieren: Mit Bandage, Schiene oder notfalls einem festen Tuch.
- Ärztliche Abklärung: Auch vermeintlich kleine Verletzungen sollten professionell untersucht werden – Röntgen, Ultraschall oder MRT geben Klarheit.
Prävention: Besser schützen als reparieren
Sportverletzungen lassen sich nicht immer vermeiden – aber das Risiko kann deutlich reduziert werden:
- Gute Ausrüstung: Handschuhe mit Protektoren (z. B. beim Skifahren oder Biken).
- Aufwärmen: Vor dem Training die Muskulatur vorbereiten – auch an der Hand.
- Techniktraining: Sichere Bewegungsabläufe senken das Unfallrisiko.
- Krafttraining: Starke Unterarm- und Handmuskulatur stabilisiert die Gelenke.
- Regeneration nicht vergessen: Überlastung ist ein häufiger Auslöser für Mikroverletzungen.
Die Hand ist kein Werkzeug – sondern ein Meisterwerk
Sportliche Aktivität ist wichtig – aber nicht um jeden Preis. Die Hand ist ein hochkomplexes und empfindliches System, das wir nicht überbeanspruchen oder unterschätzen sollten. Wer frühzeitig auf Symptome achtet, bei Verletzungen die richtige Behandlung einleitet und in Prävention investiert, kann meist rasch wieder schmerzfrei zugreifen – auf den Schläger, den Lenker oder den Klettergriff.