Symbolbild Sehnenscheidenentzündung Symbolbild Sehnenscheidenentzündung

Die Hand im Alarmmodus: Was tun bei Sehnenscheidenentzündung?

Unsere Hände leisten Tag für Tag Großes. Wir greifen, schreiben, tippen, werkeln und kommunizieren mit ihnen – fast pausenlos. Kein Wunder also, dass sie bei dauerhafter Beanspruchung auch einmal protestieren. Besonders häufig geschieht das in Form einer Sehnenscheidenentzündung, medizinisch: Tendovaginitis. Eine scheinbar kleine Entzündung mit großer Wirkung – denn wenn jede Bewegung schmerzt, wird der Alltag zur Herausforderung. In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter der Sehnenscheidenentzündung steckt, wie sie entsteht und wie sie wieder verschwindet.

Was passiert bei einer Sehnenscheidenentzündung?

Stellen Sie sich eine Sehne wie ein Zugseil vor, das durch einen engen Tunnel – die Sehnenscheide – läuft. Diese Schutzhülle ist innen mit einer dünnen Gleitschicht ausgekleidet, die ein reibungsloses Gleiten der Sehne ermöglicht. Wird die Sehne jedoch dauerhaft oder plötzlich überbeansprucht, kann es zu kleinsten Verletzungen oder Reizungen kommen. Die Folge: Die Sehnenscheide entzündet sich, schwillt an und produziert mehr Flüssigkeit – was die Gleitfähigkeit paradox verschlechtert. Die Bewegung wird schmerzhaft, jedes Beugen, Strecken oder Greifen fühlt sich unangenehm an, manchmal begleitet von einem hör- oder spürbaren Reiben.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders betroffen sind Menschen, die ihre Hände im Alltag stark und wiederholt belasten. Dazu gehören nicht nur Berufsmusiker oder Handwerker, sondern auch Bürokräfte, die stundenlang an der Tastatur arbeiten. Auch intensive Smartphone-Nutzung, exzessives Stricken oder das Tragen von Kleinkindern können Risikofaktoren sein. Eine besondere Form betrifft stillende Mütter: die sogenannte „Hausfrauen-Daumen-Entzündung“, bei der das Heben und Halten des Babys über Tage hinweg die Sehne des Daumens überlastet.

Sportlich aktive Menschen, etwa Kletterer oder Tennisspieler, sind ebenfalls anfällig – insbesondere bei plötzlichem Trainingsanstieg oder unzureichendem Aufwärmen. Und auch rheumatische Grunderkrankungen können eine Sehnenscheidenentzündung begünstigen, da das Gewebe grundsätzlich empfindlicher auf Reize reagiert.

Wie äußert sich die Erkrankung?

Eine Sehnenscheidenentzündung macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar. Im Vordergrund steht meist ein ziehender, brennender oder stechender Schmerz entlang der betroffenen Sehne – oft im Bereich des Handgelenks oder der Finger. Die Schmerzen verstärken sich bei bestimmten Bewegungen, etwa beim Greifen, Drehen oder Tragen.

Oft spürt man auch eine druckempfindliche Schwellung, begleitet von Rötung und Wärmegefühl. Manche Patient:innen berichten von einem „Knirschen“ beim Bewegen der Sehne – Mediziner sprechen hier von Krepitation. In schweren Fällen kann es sogar zu einem „schnellenden Finger“ kommen, bei dem die Bewegung plötzlich blockiert – wie ein Einrasten, das erst mit Kraft oder Gegenzug überwunden wird.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose basiert in erster Linie auf einer sorgfältigen klinischen Untersuchung. Der Arzt tastet die betroffenen Strukturen ab, prüft Beweglichkeit, Schmerzpunkte und typische Reizzonen. Durch gezielte Provokationsbewegungen lässt sich häufig rasch feststellen, welche Sehne betroffen ist.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall helfen, Entzündungszeichen oder Flüssigkeitsansammlungen sichtbar zu machen. In seltenen Fällen wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, insbesondere wenn die Beschwerden unklar sind oder eine rheumatische Grunderkrankung vermutet wird.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Entlastung steht an erster Stelle

Der wichtigste Grundsatz bei der Therapie lautet: Belastung stoppen. Nur wenn die überbeanspruchte Sehne zur Ruhe kommt, kann die Entzündung abklingen. Oft genügt es, die betreffende Tätigkeit für einige Tage zu vermeiden. In vielen Fällen wird zusätzlich eine stabilisierende Schiene oder ein Tapeverband angelegt, um die Bewegungen der betroffenen Hand zu begrenzen.

Kühlen und medikamentös behandeln

In der akuten Phase hilft gezieltes Kühlen mit Kühlpacks oder Eisbeuteln – jeweils für etwa 15 Minuten, mehrmals täglich. Gleichzeitig können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac sowohl Schmerzen lindern als auch die Entzündung bekämpfen.

Physiotherapie und Ergotherapie

Sobald die akute Phase überstanden ist, kann durch gezielte Übungen die Beweglichkeit wiederhergestellt und die Belastbarkeit gesteigert werden. Besonders effektiv sind Dehnübungen, Kräftigung der Unterarmmuskulatur und ergonomisches Training für Arbeitsplatz oder Sport. Auch eine ergonomische Beratung durch die Ergotherapie ist sinnvoll – kleine Anpassungen am Alltag können große Wirkung zeigen.

Kortisoninjektion oder OP?

Wenn konservative Maßnahmen keine Besserung bringen, kann eine Kortisoninjektion direkt in die Sehnenscheide helfen. Die Entzündung wird dadurch meist innerhalb weniger Tage deutlich reduziert. Allerdings sollte diese Therapie nicht zu häufig wiederholt werden – zu viel Kortison kann das Gewebe langfristig schwächen.

Bleiben die Beschwerden chronisch oder treten sie immer wieder auf, ist in seltenen Fällen eine operative Behandlung notwendig. Dabei wird die eingeengte Sehnenscheide chirurgisch erweitert, um der Sehne wieder mehr Platz zum Gleiten zu geben. Der Eingriff erfolgt größtenteils ambulant und unter örtlicher Betäubung.

Wie kann man vorbeugen?

Die beste Therapie ist die, die man gar nicht benötigt – deshalb lohnt sich Prävention:

  • Vermeiden Sie einseitige Dauerbelastungen, etwa stundenlanges Tippen oder ununterbrochenes Stricken.
  • Achten Sie auf Pausen, dehnen Sie zwischendurch Hände und Unterarme.
  • Optimieren Sie Ihre Ergonomie: Tastatur, Maus, Handy, Werkzeuge – alles sollte zur Hand passen, nicht umgekehrt.
  • Wärmen Sie Ihre Hände auf, bevor Sie Sport treiben oder musizieren.
  • Bauen Sie regelmäßig kleine Ausgleichsübungen in Ihren Alltag ein.

Früh reagieren, schneller heilen

Eine Sehnenscheidenentzündung ist schmerzhaft, aber gut behandelbar – wenn man frühzeitig reagiert. Wer erste Warnzeichen ernst nimmt und rechtzeitig gegensteuert, kann eine Chronifizierung vermeiden und die Hände wieder schmerzfrei nutzen. Denn eines ist sicher: Unsere Hände verdienen Aufmerksamkeit – nicht erst, wenn sie sich lautstark melden.